Unsere Reise mit dem Mietwagen durch Kuba

Wenn man an Kuba denkt, hat man sofort Bilder im Kopf - egal ob man schon einmal da war oder nicht. Zigarren, Fidel Castro, Rum, Che Guevara, Guantanamo, Sozialismus ... viele Sachen stimmen, einige waren ganz anders, als wir erwartet hatten. Aber lest selbst...



Etwas anders als sonst gestaltet sich dieser Urlaub schon. Da wäre als erstes die relativ humane Uhrzeit zu nennen. Unser Flieger geht erst um 12 Uhr mittags. Also – kein Stress, kein Wecker, der um 2 Uhr morgens klingelt.

Außerdem ist unser Freund Ingolf diesmal dabei. Inspiriert von der filmischen Dokumentation unserer Brasilien-Tour (in Kombination mit etwas Alkohol) hat er beschlossen, es tatsächlich zu wagen und es 3 Wochen mit uns auszuhalten – mutig, mutig Herr Schmidt! Ob er weiß, worauf er sich einlässt?

Und Drittens: Wir haben in einem richtigen Reisebüro gebucht. Im Internet sind wir auf ein tolles Angebot gestoßen. Es nennt sich „Flexidrive“ und wird vom kubanischen Veranstalter „Cubanacan“ angeboten. Ein Mietwagen ist enthalten und man kann kubaweit ca. 120 Hotels anfahren - völlig flexibel und auch ohne Vorausbuchung. Wenn das gewünschte Hotel gerade ausgebucht ist, dann versucht man halt ein anderes. Das auf Kuba-Trips spezialisierte Internetreisebüro hat einige interessante Vorschläge per E-Mail geschickt – klingt alles sehr gut.

Ein Teil der Reise – nämlich ein Stadthotel in Havanna für die ersten 3 Nächte sowie ein Chillout-Resort für die letzten beiden Nächte hat das Reisebüro über einen großen deutschen Reiseveranstalter organisiert – jeweils inkl. Bustransfer vom Flughafen zum Hotel (und zurück). Oh Gott – das wir das noch erleben müssen – wir in einem Kleckermann-Bus...

Wir starten unsere Rundreise übrigens in Havanna und fliegen von Holguín aus zurück - es klingt alles irgendwie zu perfekt um nachher auch zu funktionieren. Lassen wir uns überraschen...


Freitag, 03.05.2013 - Havanna

Wir treffen und um 9 Uhr morgens im nahen Elmshorn wo Ingolfs Taxifahrer-Kumpel Reza uns abholt und uns mit seinem Taxi zum Schnupperpreis zum Flughafen fährt. Das Gepäck ist schnell abgegeben und wir vertreiben uns die Zeit mit diesen 4€ Käffchen / 8€ Sandwich-Kombinationen, die auf Flughäfen üblicherweise angeboten werden. Egal – sind Urlaubstaler! Mit der Lufthansa geht es pünktlich um 12 Uhr nach Frankfurt und auch hier müssen wir nicht lange warten: Um 15 Uhr hebt die Boeing 757 der Condor Richtung Havanna ab. Der Flug verläuft recht angenehm – Barbara merkt mal wieder nicht viel davon, wie immer hat sich aufgrund Ihrer Flugangst mit leichten Traquilizern Mut gemacht...

Um 19.15 Uhr Ortszeit (Havanna = Minus 6 Stunden) betreten wir nach 11 stündigem Flug zum ersten Mal kubanischen Boden. Die Passkontrolle zieht sich etwas in die Länge – jeder wird zunächst einmal fotografiert. Nach der Passkontrolle gibt es noch einen Security-Check. „Moment“, sagt Ingolf „irgendwas ist hier kaputt“. Er hat sein Portemonnaie mit dem Münzgeld in der Hosentasche vergessen und den Metalldetektor hat es irgendwie nicht interessiert. Naja – kann uns ja egal sein, wir sind ja jetzt erstmal gelandet.

Nach dem Gepäckband steht – wie per email vereinbart - tatsächlich eine Angestellte der kubanischen Reiseagentur parat. Ein Schild mit unseren Namen in der Hand – da fühlt man sich schon fast wie ein VIP. Sie drückt und die bestellten Hotelvoucher und einen Autoatlas von Kuba in die Hand. Wir werden misstrauisch - warum klappt das hier alles so perfekt?

Dann wartet der Kleckermann-Bus. Ein chinesisches Modell der Marke Yutong – stellen die nicht auch diese Steine her? Der Bus klappert nach und nach alle Hotel ab und entlädt die Touris.

Der erste Eindruck der Stadt: hübsch, sehr hübsch. Wir fahren durch aufgeräumte und sehr gepflegte Vororte. Das ist also Sozialismus? Wir werden das Gefühl nicht los, dass uns hier noch so einige Überraschungen erwarten. Und ja – wir sehen die ersten dieser 50er-Jahre Amischlitten. Einige hatten wir erwartet – aber es sind viele – seeehr viele. Jedes zweite Auto ist hier über 50 Jahre alt. Der Zustand variiert allerdings von „sehr Gut“ bis „nächste HU 12/1962“.

Nach einigen Kilometern im Ytong-Bus erreichen wir den Malecón. „DIE“ berühmte Uferpromenade in Havanna. Riesige Wellenbrecher zerschellen an der Ufermauer und duschen mutige (oder unachtsame) Passanten. Dann sind wir dran. Unser Reisebüro hat uns ein Hotel mitten in der historischen Altstadt von Havanna empfohlen – das Hostal de Tejadillo. Der Bus kann nicht komplett bis an das Hotel heranfahren – die letzten 150m gehen wir zu Fuß. Wir sind überwältigt – ein Haus im Kolonialstil mitten in den engen Altstadtgassen – schon von weitem klingt Salsa-Musik aus der Hotelbar. Ein Innenhof, die Zimmer haben hohe Decken – der Balkon direkt zur Gasse. Schon irre. Und alles quirlig und voller Leben. Von unserem Zimmer aus können wir direkt in die Wohnungen der benachbarten Häuser blicken. Hier wird Wäsche aufgehängt, dort auf dem Balkon bellt ein Hund. Wow – so kann es weitergehen... Es ist schon spät, natürlich nehmen wir uns noch die Zeit für den ersten Mojito in der Hotelbar und fallen dann müde in die Betten.

Samstag, 04.05.2013 - Havanna

Zuerst haben wir gedacht, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Die Straße, der Salsa ... aber der Jetlag wirkt und wir haben geschlafen wie die Steine. Nach einem hervorragenden Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den Weg die Stadt zu erkunden.

Havanna … was für eine Stadt! Es ist ein bisschen wie eine Zeitreise. Kolonialbauten, teilweise etwas bröckelig aber durchaus mit Charme. Dazu immer wieder diese Oldtimer. Und „Verkehrsmittel-Spezialitäten“ wie „Coco-Amarillos“. Das sind kleine Zweitakt-Taxi-Dreiräder mit einem gelben (= amarillo), runden Kunststoffdach. Sehen halt aus wie fahrende Kokosnüsse. Etwa 5 Gehminuten von unserem Hotel entfernt beginnt der Malecón. Hier wird viel restauriert – überhaupt sieht es hier eigentlich sehr sauber und aufgeräumt aus – das hatten wir schon deutlich anders. Am Malecón ist am Morgen nicht viel los – er soll sich laut Reiseführer erst am Abend in das „Wohnzimmer Havannas“ verwandeln.

Wir laufen einige Kilometer am Ufer entlang, dann wieder in die engen Gassen. Wir besuchen einen kleinen Kunsthandwerk-Markt – hier gibt es viele nette Sachen und es ist gar nicht mal so teuer hier. Wir trinken unsere erste kubanische Cola. Die heißt hier „Tukola“ und unsere einhellige Meinung ist „deutlich leckerer als das US-Amerikanische Pendant“.

Es ist heiß und irgendwann wollen unsere Füße nicht mehr. Wir entscheiden uns für eine Teilstrecke mit einem der gelben Eier. Ein luftiges Erlebnis – vor allen Dingen, wenn man sich zu dritt hinter den Fahrer quetscht.

Cuba bedeutet natürlich auch Zigarren. Also auf in die Zigarrenfabrik, die man laut Reiseführer besichtigen kann. Das Zigarrenmuseum hat leider geschlossen. Schade. Zufällig kommen wir – mitten in der Stadt – an einem Schrottplatz für alte Dampflokomotiven vorbei. Hat die hier einer vergessen oder soll das ein Museum werden?

Der Wächter, der das Gelände bewacht winkt uns lässig durch die rostige Eingangspforte und wir können uns die Wracks aus der Nähe ansehen. Eine Zeitreise in einer Zeitreise, sozusagen. Jochen tritt in eine Teerpfütze und ist den Rest des Tages damit beschäftigt, sich den Teer von den nagelneuen Schuhen zu pulen. Havanna hat ein Capitol – dem weissen Haus in Washington nicht unähnlich. Das mächtige Gebäude prägt die Skyline hier.

Leider ist auch diese Sehenswürdigkeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Wir setzen uns einen Moment auf die Stufen und schauen ein paar fußballspielenden Kindern zu. Irgendwann beschließen wir, weiter zu marschieren.

Übrigens: Ein Kubaner bekommt das Geld für seine Arbeit in „Kubanischen Pesos“ (auch „Moneda Nacional“) ausgezahlt. Das Problem ist, das er sich außer (verbilligten, subventionierten) Lebensmitteln, Miete/Strom, Busfahrten usw. nichts dafür kaufen kann. Für Benzin, Shampoo, usw. braucht es die zweite Währung des Landes – den „Peso Convertible“ - abgekürzt „CUC“. Und an diese CUC kommt man nun mal nur über den Gringo – also über uns. Ein Taxifahrer verdient deutlich mehr als ein Arzt und deshalb gibt hier auch überall so „Dienstleister“ die sich irgendwelche „Dienstleistungen“ ausdenken. Ein hauptberuflicher Fratzenschneider schneidet eine Fratze für uns und möchte einen Taler (also einen „CUC“) für ein Foto.

Eine schöne Geschäftsidee, wie wir finden. Und auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal. Wir wünschen dem Künstler weiterhin viel Glück für seinen beruflichen Werdegang und entscheiden uns für eine andere Dienstleistung: eine 60 minütige Stadtrundfahrt in einem dieser wunderschönen Oldtimer-Cabrios. Wir erkundigten uns nach den Preisen und haben uns dann für das schönste Auto entschieden … wofür der Fahrer noch Ärger von seinen Kollegen kassiert. Egal - uns gefiel das Auto einfach am besten und Ingolf wollte partout kein babyblaues mit Fähnchen. Unser Auto für die nächste Stunde war ein Ford Edsel von 1957 – eine echte Schönheit in Dunkelrot-Metallic mit Heckflossen und weiß abgesetzen Seitenteilen und weißen Ledersitzen. Das Ganze dann als Cabriolet natürlich ... wenn schon, denn schon. Der Fahrer sieht aus wie ein Mafiosi und passte somit super ins Gesamkonzept. Wir lassen uns durch die Stadt über den Malecon durch einen Tunnel zur Festung auf der anderen Seite der Bucht fahren.

Dort gibt es unter anderem Teile eines abgeschossenen US-Flugzeuges zu sehen. Wir dürfen auch mal hinter das Steuer des Edsel zum Fotos machen. Nach einer ausgiebigen Stadtrundfahrt geht es erstmal zurück zum Hotel. Ein schnelles Sandwich (gibt es hier überall: Käse-Schinken – gut und günstig und sehr lecker...), eine kurze Pause und dann zieht es uns auch schon wieder in die quirlige Altstadt. Wir wollen ja nichts verpassen. Überall gibt es Musiker und jeder von denen ist wirklich gut. Wir essen in einem prima Restaurant auf dem „Plaza de armas“ – natürlich bei Musik. Wie auf Kuba üblich gibt es als Beilage Reis mit dunklen Bohnen. Das Bier hier ist übrigens auch seeeehr lecker. „Bucanero Fuerte“ heisst unser Favorit. So lassen wir uns das gefallen und mit einem positiven „Ersten Eindruck“ kehren wir spät am Abend in unser Altstadt-Hotel zurück.

Sonntag, 05.05.2013 - Havanna

Das Frühstück ist schon wieder reichhaltig – wir brauchen die Energie schließlich auch für

die weitere Erkundung der Stadt. Natürlich haben sich die drei blassen Gringos am ersten Tag einen Sonnenbrand geholt, so dass wir den zweiten Tag dem Besuch von Museen und anderen überdachten Sachen widmen wollen. Die erste Festung - ganz in der Nähe unseres Hotels - gestaltet sich ein wenig nervig. Auch die Angestellten dort sind Meister im Erfinden von Dienstleistungen. „Seht mal hier – diese antiken spanischen Goldmünzen. Ihr glaubt es nicht: Die sind aus Gold! Normalerweise darf man die nicht fotografieren aber für euch machen wir mal eine Ausnahme. So, das macht dann einen CUC.“

Nach vielen weiteren historischen und kostenpflichtigen Hintergrundinformationen dieser Art verlassen wir die Festung und setzen unsere Besichtigung fort. Es schalt aus allen Richtungen „Taxi??“.

Egal ob wir an einem vorbeilaufen oder ob wir gerade aus einem ausgestiegen sind. Wir geben uns große Mühe, unsere Gestik etwas einzuschränken, da jedes vorbeifahrende Taxi eine etwas zu hoch erhobene Hand missinterpretiert und eine Vollbremsung hinlegt. Jochen antwortet jedem, an dessen Taxi wir vorbeilaufen und uns ein „Taxi“ entgegenbrüllt mittlerweile mit einem „Ja, ich weiß...“.

Wir besichtigen eine wunderschöne Kirche. Im „Havana Club“ Museum wird uns der Herstellungsprozess der bekannten Rummarke (inkl. Verkostung) erklärt und Ingolf kauft sich im Fabrikshop die eine oder andere Flasche. Das Revolutionsmuseum ist im alten Batista-Präsidentenpalast untergebracht, im Eingangsbereich des prunkvollen Gebäudes befinden sich viele Einschußlöcher. Das Museum ist sehr interessant aber auch ein bischen langatmig – und ganz sooo gut sind wir auch nicht mehr auf den Beinen, nach all dem Geläufe in der brütenden Hitze. Wir beschließen, auf eine „Siesta“ zum Hotel zurückzukehren.

Heute essen wir aber mal etwas sparsamer ! Wir uns von einem Schlepper ein Hinterhofrestaurant ans Herz legen, wo wir für 10 CUC ein All-Inclusive-Super-Duper-Menü bekommen sollten. Genießbar ist es, so günstig wie versprochen aber nicht. Zu den Preisen werden am Ende dann noch 4 CUC für Service und 5 CUC Steuern dazugerechnet. Das ist für Kuba allerdings nicht üblich und haben wir später auch nicht wieder erlebt. Na ja … wieder etwas gelernt.

Dann machen wir uns auf zu einen kleinen Kneipenbummel und landen dann auch in der berühmten Bar „Floridita“, auch bekannt als „Hemingway Bar“, der diese früher als sein Lieblingslokal auserkor. Sicherlich ein berühmter Ort, unserer Meinung nach aber reine „für Euch Gringos“-Veranstaltung. Die Daiquiries sind mit 6 CUC doppelt so teuer wie in anderen Bars und erinnern aufgrund des seeehr sparsam eingesetzten Alkohols eher an Zitronen-Wassereis. Natürlich ist der Laden total überfüllt.

Nach nur einem Drink verlassen wir die Bar auf der Suche nach leckeren bezahlbaren Drinks. Auf dem Weg dorthin werden wir das erste Mal „ausgeraubt“. Allerdings sind die Räuber sehr nett, deshalb auch nicht so schlimm: Ein junges Pärchen quatscht und im Vorbeilaufen an. Nun wird man hier ja sehr oft angequatscht (schon wegen der vielen angebotenen Dienstleistungen), aber diesmal war es irgendwie anders. Da wir ja Land und Leute kennenlernen wollen, kommen wir mit den beiden schnell ins Gespräch – da wir eine Bar suchen, nehmen wir die beiden einfach mit und laden sie auf einen Mojito ein. Wir unterhalten uns lange und wirklich sehr nett, die beiden erzählen aus ihrem Leben und wir erfahren eine Menge über den kubanischen Alltag. Aus einen Mojito werden viele – wie das dann so ist. Im Gespräch erzählen die beiden dann von ihrer kleinen, 5 jährigen Tocher (Oma passt momentan auf das Kind auf) und es fällt immer wieder das Stichwort „the problem in Cuba is milk“. Es ist auf Kuba so, dass die Regierung Aufgrund der Weltwirtschaftskrise eine sog. „Spezialperiode“ ausgerufen hat. Es gibt die günstigen, subventionierten Lebensmittel nur auf Bezugsschein und auch nur ein gewisses Kontingent. Das bedeutet nicht, dass es keine Milch mehr gibt, wenn dieses Kontingent verbraucht wird. Aber wer Milch darüber hinaus kaufen möchte braucht halt CUC – und da kommen wir ins Spiel...

Ja, natürlich wollen wir den beiden Milch kaufen – gar kein Problem. Es gibt hier übrigens – aufgrund der fehlenden Kühlkette – überwiegend Pulvermilch. „Ohhh – prima“, freuen sich die Beiden. „Dann aber schnell los, die Verkaufstätten schließen um 23Uhr“. Die beiden rennen mit uns im Schlepptau durch die engen Altstattgassen. Die erste Verkaufsstelle will bei der Geschichte wohl nicht so richtig mitzeihen – bei der zweiten haben die beiden Glück. Jochen sagt zu Barbara „was wird das schon kosten – leg' doch noch eine Schachtel Zigaretten für die Beiden mit drauf...“ Dann der Hammer: „das macht dann 37 CUC !! Also ca. 30€...

(zur Erklärung: ein durschnittlicher Montasverdienst in Kuba ist ca. 25 CUC in Kubanischen Pesos)

So schnell können wir gar nicht darüber nachdenken, da haben wir schon bezahlt.

Schnell verabschieden sich die beiden: „war sehr nett – aber jetzt wartet Oma mit der Kleinen“. Bussi hier, Bussi da und weg sind sie. Verblüfft stehen wir in der dunklen Gasse. „Tja“, meint Jochen „jetzt müssen wir uns unsere Freunde schon kaufen.“

(Und noch ein Tip: wir finden den Mojito im „Café Paris“ am leckersten)

Montag, 06.05.2013 - Aufbruch nach Soroa

Heute bekommen wir Räder! Soll heissen: Heute übernehmen wir den Mietwagen. Wir checken aus, lassen unser Gepäck vorübergehend wegschließen und da die Fahrzeugübergabe erst um 15 Uhr stattfinden soll rufen wir uns ein Taxi. Mit dem Taxi fahren wir nochmals durch den Tunnel auf die andere Seite der Bucht und besichtigen die Festung „Fortaleza de San Carlos de la Cabaña“, die wir gestern nur von außen gesehen haben ausführlich und von innen. Man hat von dort einen tollen Blick über Havanna.

Auf dem Rückweg suchen wir vergeblich nach einem „Classic-Car-Taxi“. Das älteste Taxi, das wartet ist ein Lada. Der Fahrer allerdings behauptet, das Auto sei DER Klassiker von 1974 – na dann..

Wir lassen uns direkt zu Autovermietung am Kreuzfahrt-Terminal bringen und müssen noch ein klein wenig auf unser Auto warten. Die Wartezeit überbrücken wir mit ein oder zwei „Kaffee-Cubano“ (ziemlich stark, ähnlich wie ein Espresso) in einem netten Café in der Nähe.

Wir bekommen einen Renault „Latitude“. Das Modell kennen wir nicht, aber wenn man den Namen französisch ausspricht klingt es wie „La Tüt Tüt“. Einen Namen hat die Kiste also schon mal. La Tüt Tüt hat alle Extras und jede Menge Elektronik. Ob das von Vorteil ist? Erfahrungen aus früheren Reisen sagen uns eigentlich „je weniger Schnickschnack, desto weniger kann kaputtgehen“. Lassen wir uns überraschen. „Habt Ihr einen Stadtplan von Havanna?“, fragt der Autovermietungsmensch besorgt. „Nein, haben wir nicht. Nur einen Autoatlas – ist aber kein Problem...“. Der Autovermietungsmensch ist nicht überzeugt „Ihr werdet Euch gnadenlos verfahren. Es gibt hier keine Straßenschilder“. Er fertigt eine Zeichnung an. Wir bedanken uns artig. Brauchen wir aber nicht. Wirklich nicht – wir sind doch schon groß.

Wir fahren zum Hotel und während wir unsere Koffer ins Auto laden (!) tönt es mal wieder „Taxi?“.

Tatsächlich finden wir den Weg dann auch sehr schnell – wir fahren durch wunderschöne Vororte und Villengegenden. Ist das Sozialismus? Wir verlassen die Stadt auf einer übrigens hervorragend ausgeschilderten Straße in westlicher Richtung. Irgendwann wird die Bebauung spärlicher und es wird deutlich ländlicher. Wir sehen überwiegend nette, gepflegte kleine Häuser und Hütten. Überhaupt fällt uns auf, dass hier sehr wenig Müll herumliegt. Vereinzelt gibt es Dörfer, in denen die Menschen in etwas heruntergekommenen Plattenbauten wohnen - besonders in Orten, wo es eine Fabrik oder etwas Industrie gibt. Die Häuser sind sehr einfach und sehr bunt. Es ist viel los in den Dörfern … irgendwie scheinen alle Leute irgendwo hin zu wollen. Alle sind unterwegs, wie im Ameisenhaufen. Die Menschen bewegen sich in und auf sämtlichen Dingen mit Rädern fort: Fahrräder, Pferde- und Ochsenkarren, stehend auf einer Lkw-Ladefläche und hin und wieder auch in Autos.

Am späten Nachmittag kommen wir in Soroa an. Unser Hotel liegt mitten in den Bergen. Es besteht aus mehreren kleinen Bungalows – einfach ausgestattet, aber nett gemacht – alles ist irgendwie unauffällig in den Wald integriert. In der Mitte der Anlage gibt einen Pool. Vor dem Abendessen kühlen wir uns dort noch ab.

Leider haben die Zimmerschlüssel einen transparenten Anhänger – wenn man den Schlüssel auf die geblümte Tagesdecke der Betten legt, wird er (Magic !) sofort unsichtbar. Und leider haben die Bungalow-Türen Schnappschlösser. Wenn man die Tür von außen zuzieht, dann ist die Tür zu. Und leider hat das Hotel keinen Generalschlüssel. Nur ein – leider unbeschriftetes – Schlüsselbund mit ca. 200 Schlüsseln. Und leider besitzt das Hotel auch keine Taschenlampe. Um die Geschichte abzukürzen: Schlüssel Nummer 199 hat gepasst … aber erst, als der dritte Hotelmitarbeiter alle ausprobiert hat.

Dienstag, 07.05.2013 - Soroa

Wir wachen auf, es klingt wie im Urwald. Das könnte daran liegen, dass wir mitten im Urwald sind. Hunderte unbekannte Vogelstimmen unterhalten sich lauthals über … wir wissen es nicht. Aber es klingt abgefahren.

Heute brechen wir früh auf – wir wollen eine Wanderung zum Gipfel des Hausberges „Mirador de Venus“ unternehmen. Der Aufstieg ist steil. Oben angekommen sehen wir gerade noch einen Geier von seinem Felsen wegfliegen. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden, dicht bewaldeten Berge und Täler. Ingolf baut sein Kamerastativ direkt auf dem Gipfel auf und macht eine Panoramaaufnahme. Es ist irre heiß und nach dem ebenso anstrengenden Abstieg sind wir total fertig.

Glücklicherweise gibt es hier ganz in der Nähe einen Wasserfall. Dankbar steigen wir in die Naturpools und nehmen eine Dusche direkt unter dem Wasserfall. Gar nicht so kalt, das Wasser. Sehr angenehm. Ein Kokosnussverkäufer köpft und eine Kokosnuss mit seiner Machete und wir trinken die angenehm kühle Kokosmilch, bevor wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel aufmachen.



Jetzt ist es gleich Mittag, wir checken aus und besichtigen unterwegs noch den nahegelegenen Orchideengarten, der in den 1940er Jahren von einem Spanischen Rechtsanwalt angelegt wurde. Der Spanier hat die ganze Welt bereist und über 700 Orchideenarten zusammengetragen. Der Garten ist dementsprechend beeindruckend.



Weiter im Text … wir sind ja nicht zum Spaß hier. ;-) Der Reiseführer empfiehlt „Las Terrazas“. Das Ökodorf entstand 1968 während eines Wiederaufforstungsprojektes der Kubanischen Regierung und ist heute Teil eines UNESCO -Biospherenreservates. Hier gibt es einen „Canopi-Trail“: Das ist eine Seilbahn, wie man sie von einem Spielplatz kennt, nur dass diese Seilbahn über 3 Stationen geht, insgesamt 800 Meter lang ist und über so 30-40 Meter tiefer liegende Täler, Baumwipfel und Seen geht. Uiiii. Mit 25 CUC pro Nase nicht ganz günstig, aber das wollen wir. Wir bekommen Helme ausgehändigt und bekommen jeder eine Rolle und einen Lederhandschuh zum Bremsen. Man wird von einer Metallrolle gehalten, das Ganze ist mit einem Karabinerhaken gesichert. 2 Guides kommen mit und hängen unsere Rolle an das Seil. Ein Klaps auf den Rücken … und ab geht die Post. Ein irrer Spaß. Ingolf versucht auf der langsamsten der 3 Strecken die Videokamera zu halten und zu filmen. Anstelle des Bremshandschuhs wohl gemerkt. Seeehr mutig!

Gerne hätten wir auch noch das im Reiseführer angepriesene vegetarische Restaurant ausprobiert.

Aber Hunger haben wir nicht so richtig und unser Tagesziel ist ja das Viñales-Tal. Das Viñales-Tal ist eine wohl einzigartige Landschaft und als Bild bestimmt in jedem Kuba-Prospekt und auf jeder Kuba-Internetseite vertreten. In einer flachen Ebene erheben sich bizarre, kegelförmige Felsen – „Mogotes“ genannt. Man vermutet, dass das Gelände vor Millionen von Jahren mehrere hundert Meter höher lag. Unterirdische Flüsse haben riesige Höhlen geschaffen, deren Dächer dann

irgendwann eingestürzt sind. Übrig geblieben sind dann die „Säulen“ der Höhlen – die bizarren, kegelförmigen „Mogotos“.

Im Hotel „Los Jazmines“ soll man laut Reiseführer den besten Blick über das Tal haben. Gegen Abend haben wir es geschafft. Noch vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir an. Die Zimmer sind eher durchschnittlich – aber als der Hotelangestellte die hölzerne Balkontür öffnet stehen wir mit offnen Mündern im Zimmer. Wow! What a view! Wer braucht schon Hotelzimmer, wenn er diesen Blick haben kann! Gerade geht die Sonne unter und taucht die ganze Szenerie in Pastelltöne.

Wir haben Schwierigkeiten, diesen Tag zu verarbeiten: Der Gipfelaufstieg, das Bad unter dem Wasserfall, die Orchideen, der „Flug“ durch die Baumwipfel und über den See und jetzt das hier.

Einfach nur ein Hammer. Wir beschließen, uns einen Mojito zu bestellen um unsere Hirne ein wenig zu defragmentieren...

Mittwoch 08.05.2013 - Soroa und Fahrt nach Veñalis

Heute gibt es Natur! Und die beginnt schon am frühen Morgen zu wirken. Wir stellen uns den Wecker extra früh, um den Sonnenaufgang mitzubekommen. Bei Sonnenaufgang – sagt der Reiseführer – soll der Blick auf die Mogotes noch spektakulärer sein, da dann der aufsteigende Nebel die ganze Szenerie in ein unglaubliches Farbenmeer taucht.



Leider gibt es an diesem Morgen nur wenig Nebel und im Wesentlichen sieht der Sonnenaufgang genauso aus wie der Sonnenuntergang. Egal – ist auch so schön, wir versuchen es morgen nochmal.

Wir fahren ein wenig mit dem Auto durchs Tal – vorbei an einem großen, 120m langen Bild – das hat der Künstler Leovigildo Gonzalez Morillo hier 1961 an die Felswand gepinselt. Ist uns egal – wir kennen den Herrn nicht und das Bild finden wir auch nicht über die Massen spektakulär.

Wir besichtigen die größte der vielen Höhlen hier – die "Cueva de Santo Tomás". Die Höhle hat insgesammt 7 Stockwerke und wir können die oberen 2 betreten. Beleuchtet ist hier nichts, wir bekommen Helme und Kopflampen ausgehändigt. Die Höhlenbesichtigung lohnt sich, aber festes Schuhwerk ist auf jeden Fall zum empfehlen – es gibt viel zu „erklettern“. Einer der Engländerinnen in unserer kleinen Gruppe hat Flipflops an. Und irgendwie hat sie es auch geschafft. Mitten in der Höhle bittet der Höhlen-Guide uns, unsere Kopflampen für einen Moment abzuschalten. Wenn jetzt tatsächlich alle Batterien zeitgleich ausfallen würden – hier würden wir wohl nicht wieder herausfinden...

Der Tag ist noch jung, also fahren wir in die ca. 35km entfernte Provinzhauptstadt Pinar del Rio.

Interessanterweise tragen die Leute hier Ihre Ziervögel mitsamt Käfigen spazieren. Die spinnen, die Kubaner !

Die Gegend um Pinar del Rio ist bekannt für die Tabakplantagen und Zigarrenproduktion. Kuba ohne Zigarrenfabrikbesichtigung? Das geht ja gar nicht. Also wollen wir uns die örtliche Zigarrenfabrik besichtigen. Kaum das wir einen Parkplatz gefunden haben, werden wir auch schon vom ersten obligatorischen Schlepper angequatscht: Schlepper: „Ihr wollt doch bestimmt in die Zigarrenfabrik, oder?“ Wir: „Ja, wollen wir – aber ohne Dich!“ Schlepper: „Na gut, dann passe ich auf Euer Auto auf..“

Auf den verbleibenden 50m zur Zigarrenfabrik werden wir noch 10x angequatscht: „Wollt Ihr da wirklich rein, das ist totaler Quatsch – da kann man ja nicht mal Fotos machen. Kommt mal lieber mit mir – der Bekannte eines Schwagers hat einen Bruder, der auf einer Plantage arbeitet – das ist viel interessanter und VÖLLIG KOSTENLOS und Ihr bekommt auch noch eine Zigarre geschenkt !!! VÖLLIG KOSTENLOS !!!“. Irgendwie haben wir den Eindruck, dass sich da irgendwo ein winziger Haken versteckt, den der durchaus freundliche Herr aus irgendeinem Grund nicht erwähnt hat. Also „Nein. Danke, aber nein danke.“ In der staatlichen Zigarrenfabrik kann man tatsächlich nicht filmen.

Ein schmaler Gang führt an den Zigarren-Rollenden Arbeiterinnen vorbei. Uns ist es ein bisschen unangenehm – es fühlt sich ein bisschen an wie ein Zoobesuch. Die Tabakdreherinnen ihrerseits beachten uns gar nicht weiter – es kommen hier wohl täglich Busladungen von Gringos vorbei.

Der Geruch – nach kalten Zigarren halt – erinnert übrigens an Deutschen Bahnhof der späten 70er.

Irgendwie sind wir froh, wieder auf der Straße an der frischen Luft zu sein. Wieder umlagern uns die Plantagen-Schlepper und unser Autoaufpasser will natürlich auch einen CUC, weil die La Tüt Tüt noch da ist. „Nö“, sagen wir und brausen davon. Wir hatten ja schließlich keinen Privatdetektiv zur Fahrzeugüberwachung bestellt.

Durch den Feierabendverkehr von Pinar del Rio geht es dann wieder zurück zum Hotel. Kurz vor dem Hotel hatten wir gestern Abend ein kleines „Paladar“- (=privat geführtes) Restaurant gesehen – dort kehren wir ein. Das „La Casa Verde“ ist ein kleines Paradies: ein kleine Holzterrasse mit Blick auf ein kleines Wäldchen in Richtung Viñales Tal.

Essen im Freien über dem Viñales-Tal bei Sonnenuntergang. Sehr schön. Es wird dunkel und wir sehen dutzende von Glühwürmchen. Die sind ziemlich groß, langsam und blinken grünlich ungefähr im Sekundentakt. Das Essen ist super lecker. Eine kleine, verwegene Katze spielt mit einem großen Hund. Irgendwann kommen wir mit dem Wirt dieses Kleinodes ins Gespräch – er schenkt jedem von uns eine Zigarre. Er wohnt direkt am Restaurant, erzählt von seiner Familie und seinem Restaurant. Den Kaffee, den wir nach dem Essen hatten, baut er selber auf seinem Grundstück an. Er zeigt uns Fotos von seinem Handy. Später holt er seine Rumflasche und schenkt uns ordentlich ein. Den Weg bergauf zurück zum Hotel empfinden wir irgendwie als weniger anstrengend als den Hinweg. Das mag am Rum liegen aber egal - es war mal wieder ein schöner Abend und wir finden, es kann so weitergehen!

Donnerstag 09.05.2013 - Veñalis und Maria la Gorda

Heute ist der ersehnte Nebel für das Foto da. Nicht so massiv wie in so manchen Prospekt, aber immerhin.

Jochen hat gestern eine Mischlingshündin mit einem unglaublichen Unterbiss angesprochen.

Seitdem folgt das Tier ihm auf Schritt und Tritt und hat während der Nacht vor der Zimmertür gewartet.

Freudig quiekend dreht der Hund Pirouetten, als sein neues Herrchen (=Jochen) morgens auf den Flur tritt. Jochen wickelt beim Frühstück heimlich die besonders fettige Salami in eine Serviette und hat etwas Angst vor Durchfettung in der Hosentasche. Wir müssen ja auch ein bisschen sparsam mit unseren Klamotten sein. Tja – nach dem Frühstück keine Spur von der Unterbiss-Hündin. „Undankbares Viech“, schimpft Jochen und klaubt sich die fettige Salami aus der Hosentasche.

Weiter geht es Richtung Westen nach Maria la Gorda. Dies soll der westlichste Punkt unserer Reise sein – von da ab geht es nach Osten. Zunächst ist die Straße relativ gut – irgendwann aber von tiefen Schlaglöchern übersäht. Wir haben etwas Mühe, das Hotel als solches zu erkennen. Nichts ist ausgeschildert, irgendwann geraten wir an eine Schranke. „Ist hier das Hotel?“ fragen wir den Wächter? „Nein“, sagt der „Ihr müsst weiterfahren – ist um die Ecke“. Ahh – ok – und was ist das hier? Eine Kaserne? Wir fahren die Strasse ein Stückchen weiter und sehen – eine Großbaustelle. Ein Auto mit 4 Schweitzern an Bord hat ähnliche Probleme. Schließlich finden wir heraus, dass eines dieser „Rohbauten“ irgendwie eine Funktion hat: es ist die Rezeption. Krass. Wir bekommen unsere Zimmerschlüssel und müssen das Abendessen reservieren. Aber hier gibt es doch bestimmt mehr als ein Restaurant – das brauchen wir wohl nicht, oder? Die Frau an der Rezeption schickt uns wieder zur Schranke. Diesmal verzichtet der Mann auf seine Tarnung und gibt offen zu, dass es sich bei der Anlage hinter der Schranke um ein Hotel handelt. Naja – entweder es soll mal eins werden oder hier hat ein Krieg stattgefunden. Die Wohnbungalows sind zweistöckig – bei den Treppenaufgängen fehlen teilweise Riesenbrocken, es ragen rostige Metallstangen aus den Treppenstufen. Wasser gibt es gerade nicht – angeblich hat ein Bagger beim umschichten des Schrotthaufens hinter unserem Haus die Leitung erwischt. Toll. Alles ist irgendwie im schlechten Zustand. Im Baustellendreck laufen Kühe umher. Die „Infrastruktur“ besteht aus einer winzigen, schmierigen Strandbar, einer Tauchbasis und einem Restaurant. Das Restaurant sieht wenig einladend aus – wir versuchen es mit einem Sandwich von der Strandbar. Es gibt kubaweit sehr gute „Käse-Schinken“-Sandwiches. Hier ist der Käse bereits aus. Wir hetzen zurück zur Rezeption – hoffentlich ist noch nicht zu spät für die „Reservierung des Abendessens“. Anders geht es nicht – es gibt dann einen Computerausdruck mit unserem Namen und wir stehen auf der „Gästeliste“. 150 Meter weiter selbstständig vor Ort zu bezahlen ist nicht möglich. Getränke allerdings sollen wir direkt im Restaurant zahlen. Aahh, das klingt logisch.

Da es noch früh am Tag ist und wo wir doch schon mal den weiten Weg zur Rezeption geschafft haben, buchen wir gleich eine Bootstour zum Schnorcheln. Das Boot nimmt die Taucher der Tauchbasis mit – und eben Schnorchler. Bis zum Ablegen des Bootes ist noch etwas Zeit – der Strand ist (einziges Highlight des Hotels bisher) wie aus dem Karibik-Bilderbuch. Der Nachteil: uns ist ein wenig mulmig bei dem Gedanken von einer der riesigen und sicher schweren Kokosnüsse getroffen zu werden. Laut Statistiken sterben ja mehr Menschen an herabfallenden Kokosnüssen als bei Haiangriffen. Ein Haiangriff ist aber cooler, zumindest wenn man später mal nach der Todesursache gefragt wird. Also weg von den Palmen. In der Sonne hält man es kaum aus und so rücken wir etwas ängstlich unsere Liegestühle hin und her und überlegen uns, auf welche Körperteile wir im Falle eines Aufpralls wohl am ehesten verzichten könnten.



Irgendwann legt das Boot ab und wir werden zusammen mit den Tauchern ein Stückchen aufs Meer gefahren. Zuerst werden die Taucher entlassen – die tauchen hier auf 14m Wassertiefe ab. Dann kommen die Pussys: die Schnorchler. Das Wasser ist sehr klar, man kann gut bis auf den Boden sehen aber insgesamt gibt es enttäuschend wenig Fische. Das haben wir – an anderer Stelle – schon deutlich schöner gesehen. Nach ca. 45 Minuten – wir sitzen längst wieder im Boot – sieht man dann die ersten Luftblasen aufsteigen. Langsam tauchen die Taucher wieder auf und das Boot bringt uns wieder an Land.



Nu hamm wir Hunger. Da der feine Herr Schmidt unbedingt Fotos vom Sonnenuntergang machen möchte, setzen wir uns auf die Terrasse des „Gourmettempels“ und werden sofort von tausenden von kleinen Viechern aufgefressen. Als erstes wird Barbara angefallen. „Ich werde gerade aufgefressen!“, schreit sie. Dann merken es alle: Unsere Füße und Waden sind mit vielen roten Pusteln übersäht, die alle sofort wie Hölle zu jucken beginnen. „Sandflöhe“, sagt Jochen, „Die übertragen Leishmaniose und jetzt wir müssen alle sterben!“.

Dann doch lieber durch Kokosnuss-Anprall sterben ! Zu uns gesellen sich an die 30 Katzen und jede zweite beginnt vor unseren Augen Ihr Geschäft im feinen Sand des Strandes zu verrichten und einzugraben. Na – Prost Mahlzeit.

Das Abendessen ist eine Katastrophe. Man sieht dem Büffet förmlich an, dass die Einkaufsabteilung des Hotels hier den Schwerpunkt auf „preiswert“ gelegt hat. Wenig Auswahl à la „Gnubschige Hühnerteile mit Maccaroni“. Wir können uns das Essen in diesem „Gourmettempel“ auch leider nicht schönsaufen, da heute unsere selbstverordnete Alkoholpause in Kraft tritt.

Irgendwie wollen wir diesen Karibiktraum nur noch verlassen. Ab ins Zimmer. Zum Glück haben wir nicht viel gegessen, so dass uns die brüchige Zimmertreppe noch trägt – Wasser geht wieder, immerhin...

Freitag 10.05.2013 – Fahrtag nach Guamá

Endlich weg aus Maria La Gorda. Das hätte man sich sparen können. Aber wir hatten bisher so viel Positives – da darf schon mal ein Ausreißer dabei sein. Heute ist Fahrtag nach Guamá. Wir wollen es vom äußersten Westen bis in die Sümpfe der Zapata-Halbinsel schaffen – ca. 550 km. In Deutschland sicherlich deutlich schneller zu machen als auf Kuba. An der Höhle in Viñales haben wir zwei Österreicher getroffen. Die beiden sind aus Richtung Osten gekommen und haben von den wirklich schlechten Strassen geschwärmt.

Wir brechen – mal wieder – zeitig auf und geben La Tüt Tüt die Sporen. Irgendwann beginnt die Autopista Richtung Havanna. Eigentlich wollen wir diese „Autobahn“ auf halben Weg nach Havanna verlassen und in Richtung Osten über kleine „Schleichwege“ fahren. Leider durchkreuzt ein lautes „Farz! SchrabbelSchrabbelSchrabbel...“ unseren Plan. Der Reifen hinten links ist platt. Als wir ihn von der Felge abmontieren sehen wir, dass die Innenseite komplett geborsten ist. Suuuper! Wir ziehen den Ersatzreifen auf. Leider hat der eine andere Felge und der Konus der Radmuttern passt nicht. Priiiima!

Wir ziehen die Muttern so gut es geht fest und beschließen, einen Umweg über Havanna zu nehmen. So können wir den Reifen direkt reklamieren, uns entstehen keine Kosten und die können auch gleich wieder eine original Felge montieren.

Gesagt, getan. Zurück in Havanna … irgendwie cool wieder hier zu sein. Der Autovermietungsmensch ist wie das letzte Mal auch sehr freundlich und hilfsbereit. Der Mechaniker braucht eine Stunde um mit einem neuen Reifen aufzutauchen. Inzwischen ruft der Autovermietungsmensch bei unserem nächsten Hotel an und reserviert die Zimmer. Ein schneller Abstecher in unser Lieblingscafé und in Nullkommanix und pünktlich nach genau einer Stunde ist La Tüt Tüt wieder einsatzbereit. Das hätten wir auf Kuba so nicht erwartet. So muss Autovermietung!

Es ist wieder einmal später Nachmittag als wir am Hotel ankommen. Eigentlich kommen wir an einem Bootsanleger an. Das Hotel liegt mitten in den Sümpfen von Zapata und ist nur mit dem Boot zu erreichen. Gepäck ins Boot und schon legen wir ab. Da sind wir aber gespannt – wo will der bloß mit uns hin? Wir fahren einen schmalen Kanal mit begrünten Ufern entlang, dann mit Vollgas über einen großen See.

Und plötzlich taucht das Hotel auf. Wow! Es ist einem indianischen Dorf nachempfunden, die „Zimmer“ sind allesamt kleine Holzhäuschen mit Strohdach, die auf Stelzen im Wasser stehen. Die kleinen Häuschen sind allesamt mit Holzstegen verbunden – das ganze mitten in der Natur. Wir sind tief beeindruckt. Auch die Rezeption befindet sich in einem dieser Häuschen. Wir checken ein und unser Gepäck wird in ein Ruderboot geladen und direkt zu unseren zwei Pfahlbungalows gerudert. Die Bungalows selbst sind riesig – es gibt sogar ein „Wohnzimmer“. Über dieser ganzen Idylle geht dann zu allem Überfluss auch noch langsam die Sonne unter und die Grillen und Vögel des Sumpfes geben ein Abendkonzert. Kitschiger geht es eigentlich nicht – aber das Hotel ist ein echtes Highlight. Das Hotelrestaurant ist auch ein Pfahlbau – allerdings ein gewaltiger. Wir bestellen die Empfehlung des Chefs (wie wir feststellen, wird die jedem frisch eintreffenden Gringo empfohlen): Eine Kombi aus Hummer, Krebsfleisch, Krokodil von der nahen Krokofarm und den obligatorischen Kubanischen Reis mit Bohnen (den gibt es hier immer und zu allen Gerichten)

Samstag 11.05.2013 – Guamá, Playa Giron

Heute nehmen wir das erste Boot zum Festland. La Tüt Tüt hat es ganz gut eine Nacht ohne uns ausgehalten.

Wir besichtigen die nahe Krokodilfarm. Die Farm hat sich der Nachzucht des fast ausgestorbenen Kubanischen Krokodils gewidmet. Die Tiere werden überwiegend wieder in die freie Wildbahn entlassen – allerdings ist die Zucht so erfolgreich, dass „Überschuss“ produziert wird.

Der landet dann im farmeigenen Restaurant oder wird Teil der vorhin beschriebenen „Empfehlung-des-Chefs-Platte“.

Die Farm ist nicht soo spektakulär – man sieht halt Krokos. Ganz kleine, nicht mehr ganz so kleine, größere und ganz große. Ingolf steckt seine Hand durch ein Loch im Maschendrahtzaun um ein Krokodil an der Nase zu kitzeln. Leider bemerkt er nicht die Schnauze des zweiten Krokos – direkt vor seiner Hand. Barbara schreit ihm noch ein „Iiiiiiiiinnnngooooolffffff – pass auuuuuufff !!“ entgegen und er darf seine Finger vorerst behalten.

Nach der Krokofarm fahren wir zum „Playa Giron“ – der bekannten „Schweinebucht“. Hier hat die Kubanische Armee 1961 die Invasion der Amis erfolgreich verhindert. Ein interessantes Museum mit vielen Exponaten inkl. Filmvorführung berichtet detailliert über die Schlacht um die Schweinebucht.

Die Museen, die sich mit der Revolution beschäftigen, sind übrigens sehr günstig und sehr detailliert aufbereitet. Dem Kubaner – einem ganz besonders – liegt scheinbar sehr viel daran, dass der Gringo diese Museen besichtigt.

Vor dem Museum sehen wir ein kanadisches Motorrad. Donnerwetter – der ist weit herumgekommen.

An den Satteltaschen hat er Aufkleber von Mexiko bis Guatemala. Auf dem Rückweg finden wir eine nette kleine Bucht. Gegen ein kleines Entgelt kann man sich Schnorchel-Equipment ausleihen und so oft die Bar besuchen, wie man will. Cool, das wollen wir. Wir nehmen uns drei Liegestühle und schauen uns dann das Leben unter Wasser an. Es gibt reichlich bunte Fische, die alle sehr neugierig sind und uns umkreisen. Wir haben den Eindruck, dass sie uns einladen wollen, Teil Ihres Schwarms zu sein. Ein dicker blauer Fisch ist besonders zutraulich – es sieht fast so aus, als wolle er spielen...

Wir erwischen das letzte Boot zum Hotel. Jetzt gibt es Mojitos. Leider gibt es nicht nur Mojitos sondern auch Moskitos. Die Mischung aus Alkohlausdünstung und „No-Bite“ lässt uns allerdings relativ unbehelligt schlafen...

Sonntag 12.05.2013 - Guamá, Cienfuegos und Fahrt nach Trinidad

Heute ist frühes Aufstehen angesagt. Wir haben uns einen Bootsausflug durch die Sümpfe noch vor dem Sonnenaufgang ans Herz legen lassen. Man soll dort einen tollen Eindruck in die morgendliche Vogelwelt bekommen. Da simmer natürlich dabei. Das Ruderboot holt uns um 6:30 direkt beim Pfahlbungalow ab. Ein zweites Ruderboot mit 5 Franzosen hat der Guide im Schlepptau. Er hat aber auch Arme wie wir Oberschenkel, insofern ist das für ihn kein Problem.

Auf geht´s mit leisen Ruderschlägen durch das Wasserlabyrinth. Der Mann kennt sich wirklich aus – wir sehen jede Menge Vögel und er kennt Sie alle und weiß, wo man sie findet. Wir erleben den Sonnenaufgang irgendwo auf dem Wasser – das ist ein beinahe noch kitschigeres Fotomotiv als der Sonnenuntergang.



Nach dem Frühstück (1 Rührei an 1,5 Scheiben Toastbrot … mehr gab´s nicht) brechen wir gegen 10:00 Uhr auf. Mit dem Schnellboot-Shuttle erreichen wir unser La Tüt Tüt und auf geht es zur nächsten Station: Trinidad. Wir machen einen kleinen Zwischenstopp in Cienfuegos zum Tanken und zum Kurz-mal-die-Stadt-angucken. Cienfuegos wurde im Reiseführer als sauberste Stadt Kubas beschrieben. (Wobei hier in keiner Stadt wirklich Müll herumliegt. Es fällt uns auf, dass Kuba im allgemeinen sehr "aufgeräumt" ist) Cienfuegos sieht schon etwas moderner als andere Städte aus, es gibt hier sogar eine kleine Fußgängerzone. Wir nutzen die Zeit und besichtigen das beeindruckende "Teatro Tomas Terry".

Wir wundern uns über das sehr günstige Preisniveau hier. Der Café Cubano kostet hier nur 0,25 CUC (0,20 EUR), ein Sandwich 1 CUC (0,80 EUR). Das ist ungefähr ein Viertel von den gewohnten Preisen.


Mit Kaffee im Bauch und Tiger im Tank geht es weiter nach Trinidad, einer laut Reiseführer seit der Kolonialzeit nahezu unveränderten Stadt. „Trinidad ist ein riesiges Freilichtmuseum“, heißt es. Wir sind sehr gespannt und steigen im Hotel „Las Cuevas“ ab. Das Hotel liegt auf einer Anhöhe – direkt über der historischen Altstadt und verdankt seinen Namen einer Höhle, die zur Disco umgebaut wurde. Die Disco brauchen wir jetzt nicht unbedingt, aber das Hotel ist mal wieder super. Bis auf Maria La Gorda haben wir bisher eigentlich immer Glück gehabt.

Fahren macht durstig – jetzt wollen wir „Dingderingdingding“ (Salsa-Musik zum Essen). In jedem Restaurant spielt hier Livemusik und jeder der Musiker ist wirklich gut. Also ab in die Stadt. Die Altstadt ist wirklich sehr schön, noch schöner als Havanna. Hier sieht es tatsächlich so aus, als sei die Zeit stehengeblieben. Kopfsteinpflaster, bunte pastellfarbene Häuser mit terrakottafarbenen Dachziegeln … die Sonne geht unter und taucht alles in ein warmes Licht. Wir kehren ein in die „Galeria Nueva Era“, das uns optisch sehr zusagt. Im Innenhof steht ein alter Citroen, wie wir vermuten, so aus den 20er oder 30er Jahren. Das Essen ist sehr lecker. Die Band ist super und spielt so Klassiker wie „Commandate Che Guevara“. Wir sind sofort Feuer und Flamme und Jochen und Ingolf bestehen drauf, eine CD der Band kaufen zu dürfen.

Der Reiseführer empfielt die „La Canchancharia“. Nicht mehr ganz nüchtern spazieren wir dort hin.

Hier gibt es nichts außer „Canchanchara“ - das ist im wesentlichen Rum mit Honig und etwas Limette. Serviert wird das Zeug in kleinen Tonkrügen. Als wir den Laden betreten, singen gerade zwei Frauen mit Gitarrenbegleitung.

Ein Lationosänger und ein Bongo-Spieler kommen dazu, eine der Sängerin holt eine Klarinette hervor und fangen an zu spielen. Die Musiker scheinen sich zu kennen, sind aber keine feste Band. Also wird improvisiert … und das kommt richtig gut! Wahnsinn! Die Band (besonders der Sänger) rocken das Haus. Es hält keinen mehr auf den Stühlen und ein Gringopärchen gibt eine spontane Salsa-Performance. Der Canchanchara fließt in Strömen und spät abends gehen wir wieder einmal völlig durchgedunt nah Hause. Wir verordnen uns eine strenge Alkoholpause, wenn wir wieder zurück in Deutschland sind. Hier ist es schwierig – das ist so ein Mechanismus: sobald etwas „Dingderingdingding“ in der Luft liegt, bekommen wir einfach Durst. Die Wirte und Musiker wissen vermutlich genau, wie der geneigte Gringo so tickt.

Montag 13.05.2013 - Trinidad

Kurz und knapp: Der Tag beginnt mit Kopfschmerzen. Woher das wohl kommt? Scheinbar war die Musik zu laut gestern.

Mit dickem Kopp machen wir einen Stadtbummel, gehen in einige Museen und Kirchen. Trinidad ist auch tagsüber sehr sehenswert. Dadurch, dass keine Autos in der Altstadt fahren, ist alles viel ruhiger und entspannter als in anderen Städten. Das macht sich irgendwie auch bei den Menschen hier bemerkbar. Klar werden wir auch hier auf unsere Kauflaune angesprochen ... aber anders halt. Ingolf braucht z.B. dringend einen Hut, der aus Dosen der lokalen Biermarke "Bucanero" gefertigt ist. "Ein Einzelstück", sagt der Verkäufer...



Den Abend wollen wir natürlich wieder mit Dingderingdingding ausklingen lassen. Wir entdecken ein Restaurant, das sich als Spanferkel-Spezialist ausweist. Und Ingolf sagt noch: „Aber ich sehe hier nirgendwo ein Schwein am Spieß...“ und bestellt etwas anderes. Das Spanferkel war trotzdem lecker. Auf das Essen folgt die obligatorische Musikbar. Die ist allerdings nicht ganz so gut wie die Canchancharia gestern. Die Musiker wirken zunächst etwas gelangweilt – irgendwann tauen sie aber auf. Und plötzlich … „Ding!“ … der Musik-Alkohol-Reflex setzt auch schon wieder ein. Dann beginnen die Magenkrämpfe. Spanferkel? Kühlkette? Ingolf fehlt nichts, Jochen verbringt die Nacht auf dem Klo und Barbara geht es auch nicht gut.

Dienstag 14.05.2013 – Fahrtag nach Contramaestre

Die desinfizierende, antibakterielle Wirkung des Alkohols hat uns wohl gerettet. Nach einer schlimmen Nacht schmeckt das Frühstück schon wieder einigermaßen. Die Sandfloh- und Mückenstiche aus Maria la Gorda und Guamà klingen auch langsam wieder ab.

Es geht also bergauf mit uns … auch fahrtechnisch: Heute wollen wir zum Berg „El Salton“ in der „Sierra Maestre“ im Süden von Kuba - hier gibt es ein Hotel direkt am Berg an einem Wasserfall. Eine Strecke von ca. 530 km liegt vor uns. Wie gesagt, bei Kubas Straßen ist immer eine Überraschung drin.

Wir verlassen Trinidad und legen am Ortsausgang einen Tankstopp ein. „Ihr Reifen hinten links hat aber wenig Luft“ sagt Frau Tankwart. Und richtig – ein Nagel steckt im Reifen! Suuuper... Der Tankstellenmechaniker hat den Reifen in 20 Minuten geflickt – jetzt müssen wir aber etwas Gas geben. Der Weg zum „El Salton“ in der Nähe des Örtchens Contramaestre ist weit.

Bevor wir uns in die einsame Bergwelt begeben, wollen wir nochmal tanken. Unser La Tüt Tüt tankt leider nicht alles – nein, nein, nein. Es besteht auf das feine „Especial“ mit 94 Oktan – es gibt aber überall nur „Regular“ mit sagenhaften 82 Oktan. Hmmm... Wir fahren also mit unserem krüschen Franzosen ewig lange durch die Stadt. Mannomann … so wird es nichts mit dem „El Salton“ vor Einbruch der Dunkelheit.

In Camagüey finden wir eine Tankstelle mit „Especial“. „Selfservice“ steht drauf. Jochen kann die Zapfsäule nicht bedienen. Man kann hier nicht einfach den Tank vollmachen, man muss eine bestimmte Literzahl vorwählen oder sich die Option „voll“ freigeben lassen. Jochen geht in den kleinen Shop der Tankstelle – hier stehen ca. 100 Einheimische Schlange. Der Mann hinter dem Tresen erkennt aber sofort den verzweifelten Gringo und schickt einen Mitarbeiter der uns volltankt. Selfservice ist eben doch die schlechtere Alternative – warum ist bei uns eigentlich der Beruf des Tankwarts ausgestorben?

Die letzten Kilometer führen durch kleine Bergdörfer und die Straße wird ziemlich schlecht. Wir freuen uns über die geringe Bodenfreiheit von La Tüt Tüt – ein Hilux wäre jetzt besser gewesen...


Das Hotel ist mal wieder mitten im Wald und wirkt ziemlich verlassen. Die Rezeption ist klein und menschenleer, dann hören wir den Rezeptionisten im Büro nebenan telefonieren. Als er fertig ist, begrüßt er uns. „Do you speak English?“ fragen wir. „Unfortunately, yes...“ sagt er und grinst. Der Typ ist lustig. Er erklärt uns den Weg zu unseren Zimmern auf Spanisch und wir müssen auf Englisch wiederholen, ob wir alles verstanden haben. Schließlich sollen wir ja auch etwas lernen. Ein schönes Spiel.

Da das Hotel ziemlich verlassen wirkt, fragen wir, ob das Restaurant etwas zum Abendessen anzubieten hat. „Nun“, grinst der Rezeptionist, „wir haben Eier“. Prima. Jochen versucht, mit unseren „Spanglish-Kenntnissen zu glänzen und fragt „De donde“ es die Eier gibt. „Vom Huhn. Hier auf Kuba kommen alle Eier vom Huhn – und bei Euch?“.

Das Hotel lässt keine Wünsche offen und auch das Restaurant ist hervorragend. Obwohl wir fast die einzigen Gäste sind, gibt eine kleine, aber feine Auswahl und das Essen ist wirklich lecker. Der Wasserfall direkt am Hotel führt – am Ende der Trockenzeit - leider wenig Wasser, die Naturpools unterhalb des Wasserfalls sind uns zu „tümpelig“ zum Baden. Na – mal schauen – morgen machen wir eine Bergwanderung – der lustige Rezeptionist hat uns einen kundigen Guide empfohlen.

Mittwoch 15.05.2013 – Contramaestre … auf dem Berg El Salton

Gut geschlafen, gut gefrühstückt … ab in die Berge! Wir gehen in die Hotellobby, um nach dem Guide zu fragen. Es steht dort ein Pärchen, das auch auf den Guide wartet. „Hey, ihr wart doch vor ein paar Tagen auch in Viñales, oder?“ fragt Ingolf das Pärchen. Und richtig, den beiden sind wir schon vor gut einer Woche im Hotel „Los Jazmines“ in Viñales über den Weg gelaufen. Die beiden sind auf „ähnlichen Pfaden“ wie wir unterwegs, warten auch auf den Guide und sind bereits abmarschbereit.

Der Guide ist schon da … und wir noch nicht fertig. Wir wollten ja nur fragen und wussten nicht, dass es schon losgeht. Jetzt aber schnell. Wir versprechen uns zu beeilen und wechseln die Flipflops gegen festes Schuhwerk.

Der Guide heißt Ricardo, spricht sehr gut Deutsch und hat wirklich viel Ahnung. Er hat seine „Guide-Bibel“ dabei – ein kleiner Hefter mit sehr vielen handgefertigten Zeichnungen von Pflanzen und Tieren. Man merkt, dass er seinen Job liebt und er erklärt alles sehr ausführlich. Die Wanderung führt einmal um das komplette Tal herum, wir sehen viele interessante Pflanzen. Es gibt hier z.B. Felder voller Mimosen, die sich bei Berührung sofort zusammenfalten oder einen Korallenbaum, der seinen Stamm mit großen Dornen vor Tieren schützt.

Am Gipfel des Berges werden einige Kaffeefelder bewirtschaftet und wir besuchen ein altes Bauernehepaar. Ricardo ist der Patenonkel eines der Enkelkinder der beiden. Oma und Opa sind sehr gastfreundlich, sie bitten uns in Ihr Haus und tischen uns selbstgeernteten Kaffee, frische Mango und frische Ananas auf. Im Gebälk der Hütte sitzt ein Huhn, mehrere Küken laufen durch die gute Stube. Hinterm Haus gibt es einen Schweinestall und eine weitere Sau lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Ricardo erklärt uns viele interessante Dinge über das bäuerliche Leben auf Kuba, die Landreform und wie es sich hier mit dem Privatbesitz verhält. Sehr interessant. Sicher sind wir nicht die ersten Gringos, die den Bauern besuchen und werden auch nicht die letzten sein … aber es wirkt alles sehr authentisch.



Oberhalb des Wasserfalls sind die Naturpools besser gefüllt und wir legen eine Badepause ein. Ingolf und Markus (der Bayer) trauen sich den Sprung vom 3-Meter-Felsen. Barbaras ärztlicher Instinkt versucht Ingolf den Flachköpper zu verbieten … zwecklos. Er ignoriert die Warnung. Und ja – das Wasser ist tief genug – zumindest hat Ingolf auch nach dem Sprung noch alle seine Zähne.

Auf dem Rückweg treffen wir (zufällig?) auf einer Art Alm einen Hirten, der (zufällig?) einen Sack voll verschiedener Früchte dabei hat. Die beiden begrüßen sich mit dem revolutionärem Gruß, der

geballten Faust. „Hasta la Victoria Siempre“ - Immer vorwärts – bis zum Sieg! Wir lutschen rohe Kakaobohnen und stellen fest, dass die sehr säuerlich schmecken. Nix mit Schoki! Der Mann öffnet uns natürlich auch diverse Kokosnüsse mit seiner Machete – Erfrischung muss sein!


Der Ausflug hat sich gelohnt. Den Abend lassen wir zusammen mit den beiden Bayern und diversen Mojitos ausklingen. Wie gesagt – nach dem Urlaub hat das aber ein Ende mit dem Gesaufe. In Echt jetzt! Doppelschwör!

Donnerstag 16.05.2013 – Santiago de Cuba

Santiago ist das Tagesziel – für die beiden Bayern auch. Wir wollen nochmal kurz nach Guantanamo. Laut Reiseführer gab es mal die Möglichkeit von einem Hügel aus einen Blich in das US-Strafgefangenenlager zu werfen. Da die Kubaner ihrerseits ein Sperrgebiet um die US-Basis errichtet haben, braucht man einen Passierschein. Der Reiseführer ist sich nicht sicher, ob die Möglichkeit momentan besteht – bei Redaktionsschluss war es wohl nicht möglich.

Touren und Visa für die Kubanische Sperrzone soll das „Hotel Guantanamo“ organisieren. Da wir der Meinung sind, uns vor Ort besser verständlich machen zu können, fahren wir direkt zum Hotel Guantanamo und fragen nach … aber leider hat das Sperrgebiet für Gringos geschlossen. Der Mann an der Rezeption spricht ausgezeichnet gutes Deutsch. Ein Anruf hätte es also auch getan, aber so waren wir immerhin in Guantanamo. Dabei sein ist alles!



Schade – also weiter nach Santiago. Wir finden unser Hotel nicht auf Anhieb. Mit heruntergekurbelten Fenstern stehen wir etwas ratlos an einer Ampel. Ein Mann beugt sich ins Fenster und fragt, wonach wir suchen. „Hotel Las Americas“. Er weist uns den Weg. Naja -. er weist uns irgendeinen Weg und „Bumms“ … verschluckt uns das Gassenlabyrinth der Altstadt von Santiago de Cuba. Alles sieht gleich aus und es gibt keine Straßenschilder. Es dauert nicht lange, da taucht ein Moped neben unserem Auto auf. Auf dem Gepäckträger sitzt der Typ von vorhin. „Fahrt uns einfach hinterher!“ Die beiden Typen fahren und fahren … und fahren … und fahren. „Wir waren doch schon auf der Ecke, wo fahren die denn ganz hin“ protestieren Barbara und Ingolf. Jochen glaubt an das Gute im Menschen (und vor allen in dem Guten in zwei Kubanern auf einem Moped) und meint, dass die schon wissen, wo es langgeht.

Wir machen also eine irre lange Stadtrundfahrt, sehen den Hafen, alle Plätze und Sehenswürdigkeiten. Barbara und Ingolf sind stinksauer und müssen versprechen, keine körperliche Gewalt anzuwenden – das wird nicht einfach! Endlich am Hotel angekommen, drückt Barbara dem Schlepper genau 1 CUC in die Hand. Er ist erschüttert. „What?“ … er erwartet deutlich mehr, schließlich war es ja eine so laaaaange Strecke. „Den Rest müssen wir abziehen für unser Spritgeld“. Der Schlepper fängt an zu diskutieren – da ist er bei Barbara an der falschen Adresse. Jochen sagt, er kennt das. Mit einen freundlichen „Fuck you“ verabschiedet sich der Schlepper mit seinem einen CUC. Ah, okay. „Fuck you“ heißt wohl „Schönen Tag“ in Santiago.

Dann kommt der nächste Handaufhalter: der Parkplatzwächter. Im Reiseführer steht, die meisten Reisenden hassen Santiago oder sie lieben es. Es gibt nichts dazwischen. Barbara und Ingolf hassen es, Jochen findet es eigentlich ganz ok.

Im „El Salton“ haben wir von dem Kellner ein Tipp für ein privates „Paladar“-Restaurant bekommen. Dort arbeitet ein ehemaliger Angestellter. Da das Essen im El Salton sehr lecker war und er uns versprochen hat, dass es dort genauso lecker ist, wollen wir dort essen. Auf dem Weg zum Taxi dorthin werden wir gefühlte 100x angequatscht. Hallo?!? Sind wir denn die Weihnachtsmänner? Haben wir ´ne weiß-rote Pelzmütze mit Bommel auf? Barbara und Ingolf sind immer noch stinkig auf die Stadt.


Das Restaurant ist super. Es ist in einem Privathaus untergebracht und man muss durch das Wohnzimmer der Gastfamilie um auf die Dachterrasse zu kommen. Im Fernsehen läuft gerade eine Telenovela und alle starren gebannt auf die Flimmerkiste, während die Gringos vorbeistiefeln. Aus dem Wohnzimmer führt eine Wendeltreppe nach oben … und da erwartet uns ein komplett und schick eingerichtetes Restaurant. Alle Achtung! Sehr gemütlich! Auch die Dachterrasse ist super – man hat von hier einen hervorragenden Blick über die Dächer Santiagos.

Es ist irgendwie alles ein wenig kaputter als woanders in Kuba. Wir sehen auf verschiedenen Dächern Reparaturarbeiten. Ist hier alles so kaputt, weil der Hurrikan hier vor 2 Monate so viel Schaden angerichtet hat? Schon unterwegs sind uns massive Schäden aufgefallen – wir haben viele entwurzelte Bäume gesehen – teilweise richtig dicke Dinger.

Das Essen entschädigt auch Barbara und Ingolf für den ersten, schlechten Eindruck der Stadt. Den Rest macht der „selbsterfundene“ Cocktail des Wirtes: Rum mit Rotwein! Seufz...

Freitag, 17.05.2013 – Santiago de Cuba

Heute wollen wir uns die Stadt anschauen. Unser Reiseführer bietet einen Stadtspaziergang an, dem folgen wir. Wir besichtigen die Kathedrale, schlendern über diverse Nippesmärkte und besuchen Geschäfte in der Fußgängerzone. Verschiedene, starke Kaffee-Cubanos halten uns dabei wach. Santiago ist sehr laut. Es ist irre viel los, Autos und Motorräder quetschen sich durch die Straßen. Und wenn es mal nicht so laut ist, dann hupen die Leute, damit es wieder schön laut ist. Wir setzen uns in ein Café am Hafen, kaum dass wir sitzen, dreht irgendjemand die Musik so laut auf, dass man sich nicht mehr unterhalten kann. In Santiago heißt das Motto: „Leise ist scheiße“



An der Mündung zur Bucht von Santiago - ca. 10 km außerhalb – gibt es die Festung „El Morro“.

Hier soll es laut Reiseführer ein Restaurant mit einem spektakulären Blick auf das Meer geben. Gelegentlich sind Wale zu sehen und Paul McCartney war auch schonmal auf ein Omlett hier. Die Öffnungszeiten in unseren Reiseführern sind widersprüchlich. Bis 21Uhr sagt der eine, bis 19 Uhr der andere. Eigentlich hatten wir uns mit den Bayern im Restaurant für 19Uhr verabredet. Aber hat es auch auf? Und können wir vorher die Festung besichtigen?

Wir beschließen, schon am Nachmittag zur Festung zu fahren. Natürlich verfransen wir uns total im Gassengewühl. Aber wir fragen uns durch. Mit Spanglish. Block für Block. An der Festung angekommen stellen wir fest, dass das Restaurant nur bis 16Uhr auf hat. Der Ausblick ist aber tatsächlich spektakulär – soweit gehen wir mit dem Reiseführer konform.

Wir erklären dem Kellner, dass wir eigentlich verabredet sind. „Kein Problem“, meint der sinngemäß „heute Abend kommen 2 Reisebusse voller Gringos – da ist bestimmt noch ein Tisch für Euch frei..“ Dann ist ja alles gut. Wir besichtigen die Festung und wen treffen wir? Richtig, Simone und Markus – die beiden Bayern. Die Welt ist klein.

Wir entscheiden uns aber letztendlich doch gegen das Restaurant – es liegt einfach zu weit vom Hotel entfernt und einer von uns hätte fahren müssen. Wir verabreden uns für 19 Uhr in dem kleinen Privatrestaurant, in dem wir gestern schon waren. Oben auf der Dachterrasse. Es kommt, wie es kommen musste: der Wirt hatte Alkohol auf der Getränkekarte … und der Mojito ist riiiiichtig lecker. Um 1.30 Uhr verabschieden wir uns vom übermüdeten Kellner und wanken zum nächsten Taxi. Nach dem Urlaub gibt es aber eine Alkoholpause – echt jetzt!

Samstag 18.05.2013

„Die spektakulärste Straße Kubas, wenn nicht sogar der ganzen Karibik“ nennt der Reiseführer die Küstenstraße westlich von Santiago de Cuba. Muss man gesehen habe, sagen wir uns. Außerdem berichtet der Reiseführer von einem Wrack einer spanischen Galeere bei „La Mula“, das 80 km entlang dieser spektakulären Strecke liegt. Das Wrack liegt gerade einmal in 30 Meter Tiefe, ist nur 45 Meter von der Küste entfernt und ist somit leicht und locker mit einer Schnorchelausrüstung zu erreichen. Das wollen wir!

Die Straße ist wirklich spektakulär … und zwar spektakulär kaputt. La Tüt Tüt setzt mehrere Male auf. Schlagloch an Schlagloch. Die Straße sieht aus wie ein Schweizer Käse. Wir erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von max. 30km/h. Puh, wir wollen abends in Baracoa ankommen. Nach jeder Kurve hoffen wir, dass die Straße besser wird … aber sie bleibt „spektakulär“. Wir rechnen uns aus, dass wir bei gleichbleibendem Kriechtempo mit Wrackbeschnorchelung erst um 20:00 Uhr in Baracoa ankommen können und brechen unser Vorhaben auf halber Strecke ab. Schade um das Wrack.



Auf dem Rückweg entdeckt Jochen in einer Felswand eine Höhle ganz in der Nähe der Straße. Wir haben ja nun wieder etwas Zeit und wollen uns die Höhle mal aus der Nähe anschauen. Bei Betreten der Höhle schaudert es uns ein bisschen: Überall sind Fratzen an die Wände gemalt und ein Stein der Höhle ist blutrot gefärbt. Tieropfer? Voodoo? Sind wir jetzt verflucht? „BuluBulu!“ ruft Jochen. Ein ziemlich schräger Ort. Wir hoffen, dass der „BuluBulu“ uns das nicht krumm nimmt und sind irgendwie froh, diesen bizarren Ort wieder zu verlassen.

Der Weg nach Baracoa ist weit. Wir müssen wieder durch Santiago - das klappt aber mittlerweile ganz gut, wir kennen uns schließlich aus. Über Guantanamo - auch den Weg kennen wir ja schon - fahren wir in die Berge. Die Gegend um die US-Basis ist „Frontlinie“, hier wird scharf kontrolliert. Je näher wir Baracoa kommen, umso bergiger wird es. Die Landschaft ist hier wunderschön – Berge, Bananenpflanzen, Palmen und rote Erde.

Unser La Tüt Tüt schraubt sich Serpentienen rauf und runter und am Straßenrand verkaufen die Bergbauern „Cucuruchu“, eine süße Leckerei bestehend aus Kokosmilch, Fruchtpüree und Zucker, eingewickelt in ein Bananenblatt. Wir kaufen etwas davon und ein paar frisch gepflückte Bananen. Das süße Zeug erinnert ein wenig an „Bounty“ - sieht aber nicht sehr einladend aus. Das Auge sollte hier besser nicht mitessen und geschlossen bleiben.

Abends kommen wir dann in Baracoa an. Hier hat Columbus das erste Mal kubanischen Boden betreten. Die Stadt ist wirklich sehr ruhig und hat irgendwie den Charme eines Piratennestes. Laut Legende haben die Einwohner im 19. Jahrhundert einen Landstreicher verjagt, der die Stadt verflucht hat, sie möge ewig zurückbleiben. Tatsächlich wirkt die Stadt auf uns wie das komplette Gegenteil von Santiago. Es ist hier irgendwie weniger stressig und relaxed – so ähnlich wie in Trinidad. Wir wohnen hier im „El Castillio“, einer zum Hotel umgebauten Festung. Von unserem Balkon haben wir einen wunderschönen Blick auf den örtlichen Tafelberg „El Yunque“.

Die örtliche Spezialität ist Schokolade. Es gibt hier eine Schokoladenfabrik, die von Che Guevara persönlich eröffnet wurde. In der Stadt gibt es die „Casa del Chocolate“, wo man Schokolade aus Baracoa-Anbau probieren kann. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und gehen nach dem Essen genau dorthin. Wir trinken eine frische kalte Schokolade auf Eis. Jochen bestellt einen alkoholfreien(!) Passionsfruchtcocktail. Dann wieder das „Spanglishproblem“. Ingolf möchte eigentlich einen Cocktail mit wenig Rum. Die Serviererin spricht leider kein Englisch und erzählt eine Menge auf Spanisch. Wir versuchen, ihr unsere Wünsche mitzuteilen. Sie fragt „blanco“ (junger, weißer Rum) oder „anejo“ (brauner, älterer Rum). Ingolf will braunen. Die Serviererin fragt irgendetwas, das klingt, als würde sie fragen ob Ingolf ein „Bonbon“ dazu möchte. Jochen als Spanischexperte hat natürlich alles verstanden und sagt „klar, das will er“. Ingolf bekommt ein Glas puren Rums und ein Stück Schokolade. Er guckt etwas verdutzt – so hatte er sich seinen Mojito nicht vorgestellt. Einen Happs und das Schoki-Bonbon ist weg. Verblüfft schaut ihn die Kellnerin an. Wild mit dem Zeigefinger gestikulierend ruft sie „No no no!!!“ Ingolf soll nur ein Stücken von der Schokolade abbeißen, warten – nein – noch länger (tranquilo !!) und dann erst einen Schluck Rum nehmen. Nur so entfaltet sich das Aroma. „Ahhh“, nickt Ingolf. Und kaum ist die Kellnerin weg: „Aber jetzt zerbeiß' ich's!“

Essentechnisch ist Baracoa schon anders als der Rest Kubas - hier ist die Küche deutlich stärker von der Haitianischen beinflusst. Wir lassen uns so Dinge wie Scampis in Kokos-Knoblauch-Sauce und Fischfilet mit Tomaten-Kokos-Sauce schmecken. Yummy … sehr lecker!

Sonntag 19.05.2013


Baracoa liegt in der Nähe des Humboldt-Nationalparks, in dem der Tafelberg „El Yunque“ liegt, den man auch besteigen kann. Die Straße dorthin soll allerdings sehr sehr schlecht - laut Reiseführer in einem „erbärmlichen“ Zustand - sein. Hm. Wir haben die Wahl: Schauen wir uns die Stadt an oder fahren wir zum El Yunque? Beides werden wir nicht schaffen an dem einen Tag, den wir hier haben.

Wir entscheiden uns gegen den Berg und den Nationalpark und verbringen den Tag mit der Besichtigung der Stadt. Die Stadt gefällt uns ja auf Anhieb sehr gut und es gibt hier viel zu sehen. Auch hier gibt es einen Malecón. Wir sehen hübsche Häuser, eines hat sein Besitzer im Karomuster blau-gelb angestrichen, sogar den Bordstein vor dem Haus, die Dachrinne und eine Schubkarre hat er in dem gleichen Muster angemalt. Super!



Wir besuchen ein paar Festungen und Museen – alles klein aber fein. In einem Museum entdecken wir eine Ausstellung von Medaillen. Die hat wohl der Trainer der Damen-Volleyball-Nationalmannschaft hier und da bei internationalen Tournieren errungenen. In China hat die Mannschaft eine „Sliver“-Medaille gewonnen – wir fragen uns, wer wohl „Glod“ bekommen hat.

Zur Besichtigung des archäologischen Museums müssen wir auf einen Berg kraxeln, aber es lohnt sich. Das „Museo Arqueológico“ befindet sich in einer alten indianischen Höhle hoch über der Stadt. Grabmäler und laut Frau Doktor echte menschliche Skelette liegen dort einfach so herum.

Weiter geht´s zum Hafen. Jochen quatscht ein wenig mit einem „Local“ - er erzählt über sein Studium und er führt uns ein wenig umher. Er zeigt uns eine tolle Badestelle, will aber nicht den obligatorischen CUC sondern ein T-Shirt. Braucht er für die Uni - er studiert Maschinenbau. T-Shirt haben wir nicht dabei, Jochen will Ihm einen CUC geben. „Nein, nein“, sagt er, „nicht ohne Gegenleistung. Habt Ihr schon Che-Guevara Geldscheine (also „nationale Pesos“)?“ Nein, haben wir nicht, nehmen wir gerne. „Ich habe gerade keine am Mann, ich finde Euch aber heute Abend und bringe Euch welche!“ Wir glauben natürlich nicht daran, aber tatsächlich – er hechtet die steilen Treppen zum Hotel hinter uns her und überreicht uns 3 Geldscheine. Super! Jochen findet, er hat sich ein T-Shirt verdient und verspricht, abends eins mit in die Stadt zu bringen.

Markus und Simone, unsere beiden bayrischen Weggenossen, sind mittlerweile – aufgrund fast identischer Streckenführung – auch in Baracoa angekommen. Wir gehen zusammen essen und ziehen danach noch ein wenig durch die Stadt. Diesmal machen wir aber nicht so doll. Wir schaffen es tatsächlich, nach 3 Mojitos ein Ende zu finden – morgen müssen wir schließlich um 15 Uhr in Guardalavaca sein, um das Auto abzugeben. Und die Straße ist ja wie gesagt erbärmlich, sagt der Reiseführer. Wir treffen tatsächlich noch den „Local“ von heute Mittag auf einem Platz in der Innenstadt, so dass Jochen ihm sein T-Shirt übergeben kann, kaufen noch Wasser und ein wenig Nippes … und gehen schlafen.

Montag 20.05.2013

Heute ist unser letzter Tag auf Rädern. Um 15:00 Uhr müssen wir das Auto in Guardalavaca abgeben. Wir haben einen langen und harten Weg vor uns. Nach einem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns von den Bayern. Telefonnummern und E-Mail-Adressen haben wir ausgetauscht.

Der Reiseführer hat Recht. Die Straße ist wirklich erbärmlich schlecht. Ab Moa soll sie besser werden, aber bis dahin sind es ca. 75 km. Teilweise besteht die Straße nur aus Asphalt- Bruchstücken und wir kommen nur im Schritttempo voran. Außerdem hat es über Nacht geregnet, der ganze Dreck ist auch noch nass und schmierig. Die Schlaglöcher sind voll Wasser, so dass man nicht erkennen kann, ob es sich um eine Pfütze oder ein tiefes Schlagloch handelt. La Tüt Tüt hat Null Bodenfreiheit und wir setzen das arme Ding permanent auf. Hoffentlich reißt die Ölwanne nicht ab.

Hinter Moa kommt tatsächlich ein besseres Stück - mit Unterbrechungen. Irgendwie kämpfen wir uns durch und stehen tatsächlich um 15:02 Uhr vor der Autovermietung. Pünktlich wie die Maurer! Allerdings: die Karre sieht aus wie Sau … und zwar wie eine Sau nach einer Fangopackung. Können wir nicht ändern, die Straße gab nichts anderes her.

Naserümpfend schreitet der Autovermietungsmensch um das Auto - aber schließlich zerreißt er dann doch den Blanko-Kreditkartenbeleg. Er ruft uns ein Taxi – es ist ein alter Moskwitsch. „Wie, da soll unser ganzer Kram rein?“ Der Fahrer nimmt das Reserverad aus dem Kofferraum … und tadaaa … es passt tatsächlich.

Ca. 12 Minuten später stehen wir an der Rezeption unseres All-Inclusive-Bumms. Das Reisebüro hatte uns zum Ausklang und zum Entspannen nach der langen Fahrt das „Playa Pesquero“ empfohlen. Einst das größte Hotel Kubas – 922 Zimmer auf verschiedene Bungalows verteilt. Gringo-Brilli-Brilli vom feinsten. Jetzt ist es wohl vorbei mit „Authentica Cuba“. Jochen bekommt den Schock seines Lebens, als ihm ein grünes Armband umgelegt wird. Die Anlage ist riesig. An der Rezeption sagt man uns, wir sollen vor dem Hotel zu warten, dass man uns zu den Zimmern bringt. Eigentlich sind die laut Plan gar nicht so weit von der Hotellobby entfernt aber der Portier besteht darauf, dass wir die auf gar keinen Fall zu Fuß erreichen können. Wir sollen einen Moment warten. Wir warten und warten und warten. Dann fahren zwei Reisebusse vor und spucken jeder eine Ladung Engländer aus,

Schließlich kommt eine „Bimmelbahn“ und lädt uns und die Engländer ein. Es beginnt eine lange Fahrt mit der Bimmelbahn über die komplette Anlage mit etlichen Stopps. Genau das Richtige, nachdem wir einen stundenlangen Schlaglochslalom hinter uns haben und nur noch aufs Zimmer wollen. Wir sind natürlich zuletzt dran.

Einer der Engländer flippt aus. „Kein Bock mehr“, sagt er, schnappt seinen Koffer und verlässt fluchend die Bimmelbahn. Die beiden Fahrer zeigen sich unbeeindruckt und nehmen sich weiterhin alle Zeit der Welt, unterhalten sich mit vorbeilaufenden Gästen. Vor 1,5 Stunden sind wir beim Hotel angekommen und dödeln immer noch in dieser Bimmelbahn durch die Gegend. Dann platzt auch Ingolf der Kragen. „Adelante, adelante !“ ruft er dem Fahrer zu, der ausgestiegen ist und mit einer Urlauberin flirtet. „Vorwärts, vorwärts !“. Der Fahrer setzt uns am falschen Zimmer ab – jetzt sind wir so richtig sauer. Zähneknirschend nimmt der eine unserer Tasche, wirft diese vor dem richtigen Haus ab und macht sich so schnell aus dem Staub, dass wir unsere Kritik irgendwie gar nicht richtig loswerden können. Er macht nicht einmal Anstalten, auf einen CUC für seine „Leistung“ zu warten ...er hätte auch keinen bekommen.

Die Zimmer sind großartig und eigentlich ist es die Anlage auch. Jochen hat allerdings eine Kleckermann-Phobie und eine deutliche „allergische“ Reaktion auf das grüne Armband. Erst als Ingolf ihm sagt, dass er ohne das Armband nichts zu Essen und auch keinen Kuchen bekommt, fügt er sich seinem Schicksal.

Dann das Abendbüffet. Die Tische biegen sich, so groß ist die Auswahl. Es gibt hier alles und in sehr guter Qualität. Was für eine unglaubliche Völlerei. Wir schämen uns ein bisschen, hier Scampis und Schweinebraten und 20 Käsesorten und, und, und... aufgetischt zu bekommen während der Kubaner einige Kilometer weiter Rationsmarken bekommt und sich über Reis mit Bohnen freut.

Okay, wir werden es wohl hier überleben. Zumindest werden wir nicht verhungern. Aber was immer das hier ist - mit Kuba hat es höchstens geografisch Gemeinsamkeit …

Dienstag 21.05.2013

Beim Frühstück geht die Völlerei weiter: Rührei, Omelett, Spiegelei, Wurst, Schinken, Baked Beans,...

Meine Güte – wer soll das alles essen?

Der Strand ist hier natürlich ein Traum. Weißer weicher Sandstrand, Palmen, klares türkisblaues Wasser. Super! Jochen hat allerdings immer noch den All-Inklusive-Schock nicht verdaut und kauft sich ein Revolutionsbuch, während Ingolf die deutsche Flagge beim Beachvolleyball hochhält.


Es scheint, als hätte sich in diesem Hotel halb Liverpool verabredet … und zwar zum Biertrinken an der Strandbar „La Pipa“, die wir aus diesem Grund in „Little Britain“ umtaufen. Wer die Comedy-Serie kennt, kann sich das Ambiente dort ungefähr vorstellen. Die besten Szenen hat Ingolf heimlich mit dem iPhone gefilmt. Er gesteht allerdings ein, dass es bei den Feiern mit seinem Fußballverein nicht anders zugehen würde. Wir betreiben Sozialstudien, trinken fleißig mit und haben Spaß.

Mittwoch 22.05.2013

Der letzte Tag auf Kuba. Um 12:00 Uhr müssen wir die Zimmer verlassen. Der Flieger geht erst um 21:25, um 17:30 sollen wir vom Kleckermann-Bus abgeholt werden. Von 12:00 bis 17:30 Uhr ist dann wohl Warten auf gepackten Koffern angesagt. Hmm. Irgendwie blöd. Eigentlich hatten wir auf ein wenig Kulanz des Hotels gehofft – wegen des verspäteten Check In´s. Für 30 CUC pro Zimmer hätten wir bis 17 Uhr bleiben können, das war es uns aber nicht wert.

Nach dem Frühstück legen wir uns noch ein wenig an den Strand, leihen uns Schnorchel Equipment und gehen Schnorcheln. Die Unterwasserwelt direkt vorm Hotelstrand ist beeindruckend – wir sehen einen Schwertfisch, einen Schwarm kleiner Oktopusse und eine Muräne.

Tja, und dann ist Kofferpacken angesagt. Pünktlich um 12 Uhr verlassen wir die Zimmer und halten uns die Zeit bis zur Abholung in der Rezeption auf. Wenigstens die All-Inclusive-Features dürfen wir weiter nutzen - Getränke sind also frei. Es ist drückend heiß und schwül und Barbara bekommt Kreislauf. Dann setzt ein tropischer Gewitterschauer ein und Barbara kühlt wieder auf Normaltemperatur herunter.



Der Regen wird stärker. Auf der Fahrt zum Flughafen nach Holguin sehen wir Straßen, die sich in Flüsse verwandelt haben. Wir geraten in ein richtig heftiges Gewitter. Es blitzt und donnert in einer Tour. Als der Bus den Flughafen erreicht, schlägt ein Blitz direkt vor unseren Augen mit lautem „Krawumm“ in das Flughafengebäude ein. Barbara als begeisterte Vielfliegerin findet das natürlich … eher kontraproduktiv. Nein, Barbara mag nicht fliegen – nicht jetzt, hier und heute ...